Hallo an alle Kuckuckskinder

Hallo 

an alle interessierten Leserinnen und Leser.


Ich bin: Schwester, sowohl große als auch kleine, Patentante und Tochter, ich bin Freundin, Erzieherin und ich bin Pflegekind.

Mich machen zwar viele Dinge mehr aus, aber in diesem Blog möchte ich aus meiner Rolle und Perspektive als Pflegekind schreiben, denn diese prägt meine Identität als Schwester und Tochter ebenso wie die als Erzieherin und eigentlich jede der Rollen, in denen ich Menschen begegne und mit ihnen in Beziehung trete.


Kuckuckskinder

Der Kuckuck legt sein Ei in ein fremdes NestDort schlüpft das Kuckuckskind und wird dann von einer anderen Vogelart als seinesgleichen aufgezogen. Das Kuckuckskind unterscheidet sich in der Regeln auch in der Größe und seinem Appetit von seinen Kükengeschwistern. Das Ganze hat sich bewährt, so wie auch das Pflegekinderwesen. Es funktioniert, obwohl es in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich ist.

Wir Pflegekinder veränderten oft, wenn nicht immer, die ursprüngliche Dynamik im bereits bestehenden Nest, dem Familiensystem.

Alle im Nest müssen mit dem neuen Familienmitglied umgehen: die Vogeleltern müssen mehr Futter besorgen um alle ihre Nestlinge gut durchzubringen und die kleinen Küken Platz schaffen für den Kuckuck, der so anders ist und sich anders verhält als sie.

Vermutlich stellt das Kuckuckskind seine Herkunft und sein Wesen nicht infrage - aber wir Menschen sind Sinnsuchende, manche mehr, manche weniger. Mich persönlich begleitet dieses Thema, seit ich denken kann.

Ob das Kuckuckskind sich manchmal fremd fühlt? Fühlt es sich allein, weil es den anderen so wenig ähnelt? Schämt es sich, dass es einen Platz einnimmt der für es nicht vorgesehen war? Fühlt es sich manchmal verlassen, obwohl es in einem warmen Nest sitzt?


Warum dieser Blog?

Ob es dem Kuckuck so geht weiß ich nicht, und auch nicht, ob es vielen Pflegekindern so ergeht oder so ergangen ist.

In diesem Blog möchte ich von mir erzählen, meinem fremdeln, meiner Scham, meiner Angst, meiner Dankbarkeit, meiner Ambivalenz.

Es gibt sicherlich tausende verschiedene Geschichten die Pflegekinder erzählen könnten - traumatische, verletzende, heilsame und liebevolle - aber ich habe diese Geschichten bei meinen Recherchen nicht finden können.

Das Netz ist voll von Berichten aus professioneller Perspektiv und Interviews mit Pflegeeltern - nur das Kuckuckskind selber äußert sich scheinbar selten, oder es wird selten befragt.


Dieser Blog richtet sich deshalb an alle Kuckuckskinder, die wie ich nach Worten suchen um eine Geschichte zu erzählen, die bislang meist von anderen erzählt wird. Vor allem an die unauffälligen, angepassten, deren Rufe sich meist nach innen richteten und nicht gehört wurden.

An Geschwister wie meine, die ebenso wenig zu Wort kommen und die ich ermutigen möchte, auch ihre Geschichten zu erzählen. 

Und an Pflegeeltern oder solche, die es werden wollen - in der Hoffnung, mehr Neugier zu wecken auf das Kind, dem sie ein Zuhause schenken. Auf seine Fragen und Themen, die es möglicherweise beschäftigen und die nicht immer nachvollziehbar sind für Personen, die diese eine Basis nie verloren haben: das Urvertrauen in die die Geborgenheit der Familie und des Lebens.

Alles was ich schreibe ist als persönlicher Erfahrungsbericht zu verstehen. Ich verwende ausschließlich Pseudonyme um niemandem zu nahe zu treten.



Kommentare

  1. Nach meinen ersten Schreibversuchen muss ich eingestehen, dass mein Schreiben wohl hauptsächlich der Selbsttherapie dient - vieles gewinnt erst beim Aufschreiben eine Klarheit für mich selber und sortiert sich. Die oben gemannte Widmung des Blogs ist, ehrlich gestanden, dann eher ein Nebeneffekt meines lauten Denkens.

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